Geschichte der Osteopathie


Herkunft und Entwicklung der Osteopathie

Gründung der Osteopathie

Körper, Geist und Seele

Selbstheilung

10.05.2021

Der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still (1828-1917) gilt als Entdecker und Entwickler der Osteopathie. Angetrieben durch persönliche Schicksalsschläge und Erkrankungen, bei denen die klassische Medizin nicht helfen konnte, entwickelte er eine neue Medizinphilosophie: die Osteopathie.

Nachdem A.T. Still sich intensiv mit der Anatomie des Menschen beschäftig hatte, war er überzeugt, dass der Mensch die Fähigkeit zur Selbstheilung in sich trägt. Er entwickelte hiermit ein neues Verständnis von Gesundheit und Krankheit. Seither betrachtete er den Menschen als Einheit aus Körper, Geist und Seele.

Im Mittelpunkt seines Konzeptes stand die Überzeugung, dass eine gute Beweglichkeit in allen Körperbereichen die Voraussetzung für die Gesundung des Menschen darstellte. Insbesondere die vaskuläre und nervale Versorgung des Gewebes spielte für ihn eine übergeordnete Rolle. Er war der Auffassung, dass vor allem Fehlstellungen von Wirbelkörpern die umliegenden Nerven und Gefäße beeinträchtigten und dadurch die Versorgung von Organen und Gewebsstrukturen eingeschränkt sein konnte. Die Korrektur dieser Fehlstellungen war für ihn das Schlüsselelement, um den Selbstheilungsmechanismus zu unterstützen.

Für A.T. Still war der Osteopath nur der Vermittler zwischen dem Patient und der Selbstheilung des Körpers. Folglich war für die Heilung nie der Osteopath direkt verantwortlich. Seine Aufgabe bestand lediglich darin Beweglichkeitseinschränkungen mit seinen Händen aufzuspüren, diese durch gezielte Techniken zu behandeln und den Körper sich selbst heilen zu lassen.

1874 stellte er sein neues Medizinkonzept der Öffentlichkeit vor. Bereits 1892 gründete er die erste Schule für Osteopathie, das heutige Kirksville College of Osteopathic Medicine. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Behandlungserfolge wurde die Osteopathie immer bekannter, sodass kontinuierlich neue Colleges entstanden.

In den USA ist die Osteopathie seit 1960 staatlich anerkannt. Mittlerweile existieren mehr als 20 osteopathische Universitäten, an denen die Ausbildung abgeschlossen werden kann. Das Studium ist dem klassischen Medizinstudium gleichgestellt. Das bedeutet, der osteopathische Arzt hat entweder ein Medizinstudium und eine Zusatzausbildung in Osteopathie oder er hat das gesamte medizinische Studium an einer Universität für Osteopathie absolviert. Auch in der Schweiz, Belgien und in Großbritannien gehört der Osteopath zu den anerkannten Gesundheitsberufen. Im Unterschied zu den USA ist er dem Schulmediziner in diesen Ländern aber nicht gleichgestellt.

John Martin Littlejohn, ein ehemaliger Schüler von A.T Still, gründete 1917 die erste Osteopathie Schule in England, die British School of Osteopathy. Zum ersten Mal war es in Europa möglich als Osteopath ausgebildet zu werden.

Während A.T. Still sich vorwiegend auf den Bewegungsapparat konzentrierte, wurde die Osteopathie durch andere Osteopathen weiterentwickelt.

Dr. William Garner Sutherland (1873-1954) studierte über viele Jahre die Anatomie des Schädels und entdeckte eine sehr feine Bewegung, die nicht mit der der Atmung oder dem Herzschlag in Verbindung stand. Diese eigenständige, rhythmische Bewegung kann am Schädel, am Steißbein und auch an anderen Körperregionen erspürt werden. Er nannte sie die primäre Respirationsbewegung. Damit ist die zweite Säule der Osteopathie, der kraniosacrale Bereich, entstanden.

Um 1980 herum waren es vor allem zwei französische Osteopathen, die die Osteopathie um den viszeralen Bereich ergänzten. Jean-Pierre Barral und Jacques Weischenck erforschten die inneren Organe und beschäftigten sich intensiv mit deren osteopathischer Untersuchung und Behandlung.

Ab diesem Zeitpunkt und bis heute besteht die Osteopathie aus diesen drei Säulen - dem parietalen, kraniosakralen und viszeralen System.


Osteopathie in Deutschland

Es gab in Deutschland um 1950 herum vereinzelt erste Ärzte und Heilpraktiker, die Osteopathie ausgeübt haben. Da zu diesem Zeitpunkt in Deutschland Schulen für Osteopathie fehlten, konnte eine Ausbildung nur in Amerika oder England erfolgen.

Erst mit der Gründung der ersten Osteopathie Schulen Ende der 1980er Jahre, fand eine Verbreitung der Osteopathie in Deutschland statt. Es waren insbesondere belgische und französische Schulen, die deutsche Niederlassungen gründeten. Bis heute werden an diesen privaten Schulen Ärzte, Heilpraktiker und Physiotherapeuten in Osteopathie ausgebildet. Die Ausbildung erfolgt an den meisten Privatschulen berufsbegleitend. Eine Vollzeitausbildung, die auch für Abiturienten ohne vorherige Berufsausbildung möglich ist, wird an drei Privatschulen mit den Standorten Wiesbaden, Hamburg und München angeboten. Seit 2011 kann an der Hochschule Fresenius in Idstein ein Bachelorstudium in Osteopathie absolviert werden. Ein darauf aufbauender Masterstudiengang ist ebenfalls möglich.

Osteopathie erfreut sich deutschlandweit immer größerer Beliebtheit und gesteigerter Nachfrage, sodass Osteopathen mittlerweile nicht mehr nur in privaten Praxen arbeiten. Sie sind in ganz unterschiedlichen Bereichen tätig, wie bspw. in Krankenhäusern, Kliniken, Sportvereinen, Rehabilitationszentren oder in Lehre und Forschung.

Osteopathie gilt in Deutschland als Heilkunde. Nur Ärzte oder Heilpraktiker dürfen Osteopathie ausüben, sodass es bislang keinen eigenständigen Beruf des Osteopathen gibt. Der Verband der Osteopathen Deutschland e.V. (VOD) setzt sich seit vielen Jahren für die Anerkennung des Osteopathen als eigenständiges Berufsbild ein. Hierzu finden fortlaufend Gespräche auf Bundesebene statt.


Osteopathie in Frankfurt am Main

Die ersten Praxen für Osteopathie wurden in Frankfurt am Main um 2001 herum gegründet. Während diese Praxen zu dem damaligen Zeitpunkt noch Ausnahmen darstellten, gibt es in Frankfurt am Main heute eine Vielzahl von Praxen für Osteopathie. Hierzu zählen größere Praxen, in denen mehrere angestellte Osteopathen arbeiten, kleinere und ausschließlich Inhaber geführte Praxen sowie vereinzelt auch Arztpraxen, die Osteopathie anbieten.

Für graduierte Osteopathen besteht im Raum Frankfurt am Main zudem ein wachsendes Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten und Arbeitskreisen. 


Quellen:

Verband der Osteopathen e.V. Geschichte der Osteopathie. Abgerufen 15. März 2020, von https://www.osteopathie.de/geschichte

Hermann, C. (2005). Eine kurze Geschichte der Osteopathie. Abgerufen 15.März 2020, von https://www.jolandos.de/blog/osteotimes/blogbeitraege/eine-kurze-geschichte-der-osteopathie


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